Königskinder

26. April 2013 at 15:33

Die Meute tobt über die Tanzfläche.

Ein Mann schwatzt mit dem DJ, trinkt Bier.

Seine Frau tanzt vorbei.

„Herrschaftszeiten, seit unserer Hochzeit warte ich jetzt darauf, dass mein Mann mal wieder mit mir tanzt!“

Sie zieht ein Gesicht, er grinst verlegen, führt die Flasche zum Mund.

Der Dj bringt „Spill the Wine“, einen Klassiker des unglaublichen Eric Burdon. Tü Dü Düb Düb Dü… Völlig unerwartet startet er durch, entert plötzlich die Tanzfläche.

Alk, Sound, Laune auf Ideallinie.

Fröhlich swingt er seiner Frau entgegen.

„Komm, lass uns tanzen.“

Sie dreht ab.

„Nö, jetzt will ich nicht.“

Lieblingsbild: Analoges Portal

22. April 2013 at 21:03
Wenn man das Haus vom Tor aus sehen kann, hat man kein großes Grundstück. (Karnataka/Indien 1987)

Wenn man das Haus vom Tor aus sehen kann, hat man kein großes Grundstück. (Karnataka/Indien 1987)

Reise-Freiheit

22. April 2013 at 13:26
Das nennt man dann wohl ein Bio-Eye

Das nennt man dann wohl ein Bio-Eye

Neuer Pass. Jetzt mit überwachungsfreundlichem, biometrischen Foto. Geht nur beim Profi. „Bitte frontal in die Kamera gucken, nicht lächeln.“ Selbst Bussi Bär sieht auf solchen Bildern aus wie ein Schwerverbrecher. 12 Euro. Einmal zahlen, bitte. Dann zum aus Steuergeldern finanzierten Ordnungsamt. „Neuer Pass? Zweite Tür links.“ Datenabgleich am Computer. Die aus Steuergeldern finanzierte Verwaltungsfachangestellte schiebt ein kleines Kästchen über den Tisch. „Den rechten und den linken Zeigefinger auf die Glasplatte legen.“ Fingerabdrücke 2.0. werden ohne Stempelkissen gelesen. „Die Abdrücke sind im Pass nicht zu sehen, nur auf dem Chip gespeichert.“ Natürlich hat der neue Ausweis einen Chip. Das hat seinen Preis: 59 Euro. Einmal zahlen. bitte. Der Kampf gegen den Terror ist kein Schlussverkauf. „Kommen bitte sie doch bitte in vier Wochen vorbei und fragen nach, ob er da ist. Wir verschicken keine Benachrichtigung.“ Immerhin bringen sie ihn nicht vorbei und wollen nochmal die Wohnung sehen. Obwohl: Wer nichts zu verbergen hat.

Lieblingsbild: Fakir

18. April 2013 at 23:12
Eine Gruppe von Fakirern und Yogis zieht durch die Stadt. Obwohl ich diesen gefragt habe, ob ich ihn fotografieren dürfte, guckt er schön böse. (Trviandrum/Kerala Indien) 1987

Eine Gruppe von Fakiren und Yogis zieht durch die Stadt. Obwohl ich diesen gefragt habe, ob ich ihn fotografieren dürfte, guckt er schön böse. Auf jeden Fall schien ihn der Spieß ziemlich kalt zu lassen. (Triviandrum/Kerala Indien 1987)

Religion oder was man dafür hält, hat in Indien immer Vorfahrt.

Religion oder was man dafür hält, hat in Indien immer Vorfahrt. (Trivandrum/ Kerala/Indien 1987)

 

 

Alles wird gut

13. April 2013 at 11:28

morgengebet_7

Blut ist dicker als Wasser

7. April 2013 at 18:07
Alles Rassisten in Miami?

Alles Rassisten in Miami?

Sind wir alle kleine Rassisten? Einfach, weil es in uns steckt und man so was nicht abstreifen kann, nur weil es die political Correctness erfordert.

Tom Wolfe beschreibt in „Back to Blood“ ein Miami, nicht als Schmelztiegel, sondern als Perlenkette aus Parallelgesellschaften, die einander bestenfalls mit Misstrauen begegnen, oft auch mit blankem Hass. Jeder gegen jeden und Gott gegen alle, quer durch sämtliche ethnischen, sozialen, kriminellen Milieus. Dafür musste Wolfe Prügel einstecken, er habe sein Gespür verloren und würde ein verzerrtes, klischeebeladenes Bild des Amerika von heute zeichnen. Ich hab das Buch in 3 Tagen verschlungen und kann durchaus verstehen, dass man sich an der Zeichnung der Figuren stößt und mit der Sprache, die Wolfe pflegt, fremdelt. Doch seine Szenen sind – wie gewohnt – präzise und detailliert, Überzeichnung ist eines seiner liebsten Stilmittel. Wer sagt eigentlich, dass Klischees nicht auch wahrhaftig sein können? Die Art wie der mittlerweile 82jährie allen wichtigen Figuren mit ihrem inneren Monolog eine zusätzliche Dimension gibt, ist großartig, spannend, nachvollziehbar. Walk a mile in my mind. Ein Klischee kommt jedenfalls nicht vor: Das des strahlenden Gewinners, des all-American Posterboys.

Gewinner, gibt´s die nicht mehr?

Wie man es nimmt.

Da ist Nestor, Exil-Kubaner und Polizist, der mal Held, mal Geächteter ist, aber letztlich immer Spielball der komplizierten Dynamiken von Macht, Medien, Mehrheiten und Minderheiten. Der auf die teigigen, fetten Anglo-Kollegen runterguckt, Ihnen aber doch in den Arsch kriechen muss.

Nestors Ex-Freundin Magdalena, die mit ihrem makellosen Körper und den richtigen Männern ihre kubanischen Wurzeln kappen möchte, sich aber in der Welt, zu der sie gerne gehören möchte, nicht zurecht findet und sie als laut und vulgär erlebt.

Der schwarze Polizeichef, der merkt, dass zu viel Rückgrat beim kubanischen Bürgermeister, die Karriere ganz schön ins schlingern bringen kann.

Die haitianische Professorentochter, die so weiß ist, dass sie sich als Französin ausgeben kann und ihr Bruder, der in seiner Schule nur überleben kann, wenn er auf schwarzer Zuhälter macht und Kreolen-Slang spricht.

Der mächtige Anglo-Milliardär, der in Sekunden Millionen für pornografische Kunst raushaut und keine Sekunde die Finger von seiner Nudel lassen kann.

Der mediengeile Anglo-Sexualtherapeut, der über diesen Milliardär Zugang zu den oberen Zehntausend sucht und sich Magdalena als Freundin hält.

Ein furchteinflößender Oligarch (Gibt es auch nicht-russische Oligarchen?), der Magdalena verängstigt und erregt, darf auch nicht fehlen, genau so wie ein trunksüchtiger russischer Künstler.

Und jede Menge Anglos, Latinos, Afros, Russen, und, und, und.

In Wolfes Miami prallen die Blutlinien des amerikanischen Traums aufeinander. Es besteht aus Nationalitäten, Rassen und ethnische Gruppen. Die Stammeszugehörigkeit, das Blut,  verschafft Jobs, Wohnungen und Respekt. Auf dieser Basis werden Freundschaften geschlossen und bleiben Feindschaft besiegelt. Multikulti heißt hier den Tag überstehen in einer Welt voller Fallstricke. Übrig bleibt Geld, Sex und die unbehagliche Angst, dass der Ast bricht, der einen trägt.

Die Welt ist ein Hurenhaus, in dem nur die Gerissenen und Verschlagenen überleben. Und selbst die haben manchmal einen schlechten Tag.

Gewinner?

Think positive

5. April 2013 at 02:33

Das Leben ist dumm und barbarisch.

Und in weiten Strecken erstaunlich eintönig.

Kann man sich schön reden, muss man vielleicht sogar.

Lieblingsstelle: Don Winslow

4. April 2013 at 14:35

„Das ist doch ein Haufen Scheiße.

Du verkaufst deine Seele, und niemand merkt was.

Nicht einmal du selber.“

Don Winslow „Kings of Cool“

Lieblingsbild: Fitz Roy

4. April 2013 at 14:27

Southamerica in Rock

Das Fitz Roy Massiv an der Grenze von Argentinien und Chile in seiner kalten Pracht. Obwohl "nur" 3406 m hoch,  ist der schroffe, graue Zacken in den südlichen Anden unter Bergsteigern gefürchtet. Oben ist er oft vereist, knallt da die Sonne drauf, segeln Eisplatten nach unten. Außerdem verschwindet der Berg oft im Nebel und das Wetter änderst sich schneller, als ein Lämmchen mit dem Schwanz wackeln kann.

Das Fitz Roy Massiv an der Grenze von Argentinien und Chile in seiner kalten Pracht. Obwohl „nur“ 3406 m hoch, ist der schroffe, graue Zacken in den südlichen Anden unter Bergsteigern gefürchtet. Oben ist er oft vereist, knallt da die Sonne drauf, segeln Eisplatten nach unten. Außerdem verschwindet der Berg oft im Nebel und das Wetter ändert sich schneller, als man die Regenjacke überziehen kann.

Lieblingsbild: Fitz Roy im Morgenrot

4. April 2013 at 14:11

Nur für Frühaufsteher

Rot glüht der Fitz Roy nur im Morgenrot, ganz kurz. Was man auf dem Foto nicht sieht, wie saukalt und winding es war. Ich konnte kaum die Kamera ruhig halten.

Rot glüht der Fitz Roy nur am Morgen, ganz kurz. Der graue Stein reflektiert das Licht der aufgehenden Sonne. Was man auf dem Foto nicht sieht, wie saukalt und winding es war. Ich konnte kaum die Kamera ruhig halten. Sommer in Patagonien.

Unsere Mütter Unsere Väter

4. April 2013 at 01:29

Wenn man älter wird, kommt einfach der Tag, wo man sich schon mal um seine Eltern kümmern muss. Um das gleich klar zu sagen, meine Mutter ist mit 84 sehr fit, hat eine eigen Wohnung auf jeden Fall voll geschäftsfähig, auch wenn auch das Hörvermögen nicht mehr so ist. Da muss man sich schon drauf einstellen. Was in mir die kalte Wut aufsteigen lässt, dass sich auch ganze Verbrechereinheiten auf Menschen wie meine Mutter eingestellt haben, ob sie nun Kaffeefahrten, Sofortgewinne oder sonst was anbieten.

Auch beliebt und grade wieder aktuell: die offizielle Masche. Ein auf GEZ gestyltes Anschreiben, in dem ihr erklärt wird, dass sie – obwohl vorher befreit – jetzt Gebühren zahlen müsse. Meine alte Dame war total sauer auf die Masche reingefallen zu sein. „Niemand hat davon gewarnt, nicht mal in den Nachrichten, erst jetzt in der Zeitung.“ In ihrer Vorstellung ist das so was von unredlich. Das macht man nicht. Das mag naiv sein, aber was die andere Seite abzieht, ist einfach schäbig. Ich verstehe, dass eine erwachsen Frau nicht wegen jedem Brief, den sie kriegt, Ihre Kinder bemühen möchte. Das meiste wirft sie eh direkt weg. Ich versteh, dass sie keinen Zugang zu den ausgefuchsten Gaunereien hat und sich mit Photoshop nicht auskennt. Geschenkt.

Was ich erstaunlich finde, dass irgendjemand Kenntnis darüber zu haben scheint, dass meine Mutter eine Gebührenbefreiung hat oder , fast noch besser, dass es sich gar lohnt, einfach mal alle über 80 anzuschreiben. Ein paar werden schon zahlen. Da kann man nichts gegen machen. Zumindest nicht solange man es nicht unterbinden will. Dass ich sie davor nicht schützen kann, macht mich traurig und wütend.