Lieblingsbild: Durchbruch, Tür, Waschbecken – Madeira 2008

Die Natur findet einen Weg

Holy Moly

Established 1889
Foltern – aber nur mit Gewissensbissen
Ich bin jemand der immer „auch“ gerne ferngesehen hat. Aber eins nervt. Im TV ist der Polizeistaat schon da.
Schon als Kind und bis heute hab ich immer die ein oder andere Serie, die ich besonders gerne angucke. Im Moment ist das „Castle“, die Abenteuer um den von Nathan Fillon gespielten Schriftsteller Richard Castle, der mit seiner Muse der New Yorker Polizisten Kate Beckett, besetzt mit der unglaublich heißen Stana Katic, die verrücktesten Mordfälle. Die Serie mag ich so sehr, dass ich mir bei iTunes einen Staffelpass gekauft habe und so schon vor Ausstrahlung im deutschen TV, in den Genuss komme die englische Version untertitelt zu sehen.
Bis mir unlängst ein Geschichte echt die Laune verhagelte. In der Folge der Staffel , die am Monat auf Sat 1 lief, wird Castles Tochter entführt. In einer Schlüsselszene ist der nette Rick allein mit einen Verletzten, der etwas weiß, es aber nicht preisgibt. Und Castle, der witzige Teddybär foltert. Mit vollem Einverständnis des Polizei-Teams. Natürlich wird taktvoll weggeblendet. Castle ist kein Tarantino-Film.
Castle-Freundin Beckett danach: „Ich wusste nicht, dass das in dir steckt“ Castle: „Wenn meine Liebsten bedroht sind.“ Verständnis auf allen Ebenen. Foltern, na ja, manchmal muss man halt. Nur für die gute Sache. Es ist ein schmutziges Geschäft. Wenn die Bösen nur nicht so böse wären. Die hinterhältigen Schweine zwingen uns GUTE ja dazu.
Diese Botschaft kommt mir seit „24“ einfach ein bisschen zu häufig, um das noch ganz normal zu finden. In Zero Dark Thirty wird mal eben via Hollywood waterboarding legitimiert. Ganz davon ab, das so eine nicht belegte fragwürdigen Geschichte, wie das Ende von Usama Bin Laden via Hollywood Wahrheitssrang erhält. Es war so, ich hab es im Fernsehen gesehen. Welche Kraft das hat, sieht man doch an den Indianern. Da weiß auch mittlerweile jeder, dass der Entdeckung der „neuen Welt“ einer der abscheulichsten Völkermorde der Menschheitsgeschichte folgte. Gesehen haben wir alle, wie grausame, gottlose Rothäute (gespielt von angemalten Weißen) rechtschaffen Häuslebauer ihr kleines Glück missgönnten.
Immer mehr Krimis in denen unverhohlen geworben wird für Überwachungsstaat, Gesetzesübertretungen beim Datenschutz werden grundsätzlich als Petitesse dargestellt auch in deutschen Produktionen. Brutale Verhörmethoden, gehören dazu. Nehmen wird doch nur mal James Bond, wie hart und brutal sind die Filme geworden. Da wirken die Streifen mit Roger Moore heute doch wie ein Märchen. Der Gott des Gemetzels hält Foltern für die Freiheit offensichtlich für schwer ok. Sicher man hat Gewissensbisse. Aber sonst legitimiert Unterhaltung „zufällig“ genau die Schweinereien die täglich alltäglicher werden. Auch in der Erwachsenenunterhaltung: Folter-Porn aus US-Hochglanzproduktion scheint ein Riesenmarkt zu sein, Waterboarding inklusive.
Das Bewusstsein großer Bevölkerungsgruppen zu manipulieren, nennt man Social Engineering. Obama ist da ganz vorn. Wer mag da nach den jüngsten Enthüllungen noch an Zufälle glauben.
Weitere Folgen von Castle hab ich mir noch nicht angesehen. Da ist mir Spaß irgendwie vergangen. Magnum hätte nie gefoltert. Gut, der war ja auch dazu da, nachträglich das Image des Vietnamkriegs zu verbessern.