Unsere Mütter Unsere Väter
Wenn man älter wird, kommt einfach der Tag, wo man sich schon mal um seine Eltern kümmern muss. Um das gleich klar zu sagen, meine Mutter ist mit 84 sehr fit, hat eine eigen Wohnung auf jeden Fall voll geschäftsfähig, auch wenn auch das Hörvermögen nicht mehr so ist. Da muss man sich schon drauf einstellen. Was in mir die kalte Wut aufsteigen lässt, dass sich auch ganze Verbrechereinheiten auf Menschen wie meine Mutter eingestellt haben, ob sie nun Kaffeefahrten, Sofortgewinne oder sonst was anbieten.
Auch beliebt und grade wieder aktuell: die offizielle Masche. Ein auf GEZ gestyltes Anschreiben, in dem ihr erklärt wird, dass sie – obwohl vorher befreit – jetzt Gebühren zahlen müsse. Meine alte Dame war total sauer auf die Masche reingefallen zu sein. „Niemand hat davon gewarnt, nicht mal in den Nachrichten, erst jetzt in der Zeitung.“ In ihrer Vorstellung ist das so was von unredlich. Das macht man nicht. Das mag naiv sein, aber was die andere Seite abzieht, ist einfach schäbig. Ich verstehe, dass eine erwachsen Frau nicht wegen jedem Brief, den sie kriegt, Ihre Kinder bemühen möchte. Das meiste wirft sie eh direkt weg. Ich versteh, dass sie keinen Zugang zu den ausgefuchsten Gaunereien hat und sich mit Photoshop nicht auskennt. Geschenkt.
Was ich erstaunlich finde, dass irgendjemand Kenntnis darüber zu haben scheint, dass meine Mutter eine Gebührenbefreiung hat oder , fast noch besser, dass es sich gar lohnt, einfach mal alle über 80 anzuschreiben. Ein paar werden schon zahlen. Da kann man nichts gegen machen. Zumindest nicht solange man es nicht unterbinden will. Dass ich sie davor nicht schützen kann, macht mich traurig und wütend.