Foltern – aber nur mit Gewissensbissen

3. August 2013 at 12:39

Ich bin jemand der immer „auch“ gerne ferngesehen hat. Aber eins nervt. Im TV ist der Polizeistaat schon da.

Schon als Kind und bis heute hab ich immer die ein oder andere Serie, die ich besonders gerne angucke. Im Moment ist das „Castle“, die Abenteuer um den von Nathan Fillon gespielten Schriftsteller Richard Castle, der mit  seiner Muse der New Yorker Polizisten Kate Beckett, besetzt mit der unglaublich heißen Stana Katic, die verrücktesten Mordfälle. Die Serie mag ich so sehr, dass ich mir bei iTunes einen Staffelpass gekauft habe und so schon vor Ausstrahlung im deutschen TV, in den Genuss komme die englische Version untertitelt zu sehen.

Bis mir unlängst ein Geschichte echt die Laune verhagelte. In der Folge der Staffel , die am Monat auf Sat 1 lief, wird Castles Tochter entführt. In einer Schlüsselszene ist der nette Rick allein mit einen Verletzten, der etwas weiß, es aber nicht preisgibt. Und Castle, der witzige Teddybär foltert. Mit vollem Einverständnis des Polizei-Teams. Natürlich wird taktvoll weggeblendet. Castle ist kein Tarantino-Film.

Castle-Freundin Beckett danach: „Ich wusste nicht, dass das in dir steckt“ Castle: „Wenn meine Liebsten bedroht sind.“ Verständnis auf allen Ebenen. Foltern, na ja, manchmal muss man halt. Nur für die gute Sache. Es ist ein schmutziges Geschäft. Wenn die Bösen nur nicht so böse wären. Die hinterhältigen Schweine zwingen uns GUTE ja dazu.

Diese Botschaft kommt mir seit „24“ einfach ein bisschen zu häufig, um das noch ganz normal zu finden. In Zero Dark Thirty wird mal eben via Hollywood waterboarding legitimiert. Ganz davon ab, das so eine nicht belegte fragwürdigen Geschichte, wie das Ende von Usama Bin Laden via Hollywood Wahrheitssrang erhält. Es war so, ich hab es im Fernsehen gesehen. Welche Kraft das hat, sieht man doch an den Indianern. Da weiß auch mittlerweile jeder, dass der Entdeckung der „neuen Welt“ einer der abscheulichsten Völkermorde der Menschheitsgeschichte folgte. Gesehen haben wir alle, wie grausame, gottlose Rothäute (gespielt von angemalten Weißen) rechtschaffen Häuslebauer ihr kleines Glück missgönnten.

Immer mehr Krimis in denen unverhohlen geworben wird für Überwachungsstaat, Gesetzesübertretungen beim Datenschutz werden grundsätzlich als Petitesse dargestellt auch in deutschen Produktionen. Brutale Verhörmethoden, gehören dazu. Nehmen wird doch nur mal James Bond, wie hart und brutal sind die Filme geworden. Da wirken die Streifen mit Roger Moore  heute doch wie ein Märchen. Der Gott des Gemetzels hält Foltern für die Freiheit offensichtlich für schwer ok. Sicher man hat Gewissensbisse. Aber sonst legitimiert Unterhaltung „zufällig“ genau die Schweinereien die täglich alltäglicher werden. Auch in der Erwachsenenunterhaltung: Folter-Porn aus US-Hochglanzproduktion scheint ein Riesenmarkt zu sein, Waterboarding inklusive.

Das Bewusstsein großer Bevölkerungsgruppen zu manipulieren, nennt man Social Engineering. Obama ist da ganz vorn. Wer mag da nach den jüngsten Enthüllungen noch an Zufälle glauben.

Weitere Folgen von Castle hab ich mir noch nicht angesehen. Da ist mir Spaß irgendwie vergangen. Magnum hätte nie gefoltert. Gut, der war ja auch dazu da, nachträglich das Image des Vietnamkriegs zu verbessern.

Zugedrohnt

7. Juni 2013 at 15:26

Gestern noch Science-Fiction, sind Drohnen plötzlich überall. Jeder kann sich eine kaufen. Die volle Drohnung wird Militär und Alltag verändern. Alternativlos? Zumindest diskussionslos.

Drohnen sind plötzlich überall. Die Innovation des Militärs stürmt mit Riesenschritten in unseren Alltag. Erst werden sie Zug um Zug das konventionelle Militär, das bisher auch auf der Mannstärke seiner Truppen fußt, verändern. Unbewegliche Massen-Heere werden überflüssig, wenn man die Technologie hat und Leute, die sie bedienen können.

Die ersten Drohnen tarnen sich als Spielzeug, doch mir und meinem Hund "Watson" entgeht nichts.

Die ersten zivilen Drohnen tarnen sich als Spielzeug, doch mir und meinem Hund „Watson“ entgeht nichts.

Mit der Waffengewalt der Maschinen kann damit erstmals eine zahlenmäßig kleine Gruppe, den schäbigen Rest kontrollieren, ohne auf ein gewisses Polster von „Mitläufern“ angewiesen zu sein. Jeder mag selbst entscheiden, ob er genug Vertrauen in die Entscheidungsträger seines Landes hat, um sich da beruhigt zurück zu lehnen.

Auch als Soldat. Denn ein Militärputsch – manches Mal auch Ende von Tyrannei – ist in Drohnenwelt schwer zu verwirklichen. Da lacht der Diktator und entlässt seine Soldaten.

Und auf dem Schlachtfeld ist lang noch nicht Schluss. Über kurz oder lang kreist die Drohne auch über der Zivilgesellschaft. Gründe werden sich finden lassen. Dann kommt unser Knöllchen von der Drohne. Und mehr. Warum nicht alle Polizeiaufgaben an die kleinen Helferlein delegieren? Aus Kostengründen.

Bewaffen? Aus Sicherheitsgründen.

Warum nicht gleich das ganze Leben von Drohnen und Rechnern verwalten lassen? Das sind keine Bedenkenträger, die alles tot diskutieren. Die machen einfach, sind nie krank und wählen immer die richtige Partei.

Sollte man darüber nicht zumindest mal diskutieren, ob man das will?

Nein?

Ist alternativlos? Ach so.

Na denn: Hasta la Vista, Baby

Reise-Freiheit

22. April 2013 at 13:26
Das nennt man dann wohl ein Bio-Eye

Das nennt man dann wohl ein Bio-Eye

Neuer Pass. Jetzt mit überwachungsfreundlichem, biometrischen Foto. Geht nur beim Profi. „Bitte frontal in die Kamera gucken, nicht lächeln.“ Selbst Bussi Bär sieht auf solchen Bildern aus wie ein Schwerverbrecher. 12 Euro. Einmal zahlen, bitte. Dann zum aus Steuergeldern finanzierten Ordnungsamt. „Neuer Pass? Zweite Tür links.“ Datenabgleich am Computer. Die aus Steuergeldern finanzierte Verwaltungsfachangestellte schiebt ein kleines Kästchen über den Tisch. „Den rechten und den linken Zeigefinger auf die Glasplatte legen.“ Fingerabdrücke 2.0. werden ohne Stempelkissen gelesen. „Die Abdrücke sind im Pass nicht zu sehen, nur auf dem Chip gespeichert.“ Natürlich hat der neue Ausweis einen Chip. Das hat seinen Preis: 59 Euro. Einmal zahlen. bitte. Der Kampf gegen den Terror ist kein Schlussverkauf. „Kommen bitte sie doch bitte in vier Wochen vorbei und fragen nach, ob er da ist. Wir verschicken keine Benachrichtigung.“ Immerhin bringen sie ihn nicht vorbei und wollen nochmal die Wohnung sehen. Obwohl: Wer nichts zu verbergen hat.

Unsere Mütter Unsere Väter

4. April 2013 at 01:29

Wenn man älter wird, kommt einfach der Tag, wo man sich schon mal um seine Eltern kümmern muss. Um das gleich klar zu sagen, meine Mutter ist mit 84 sehr fit, hat eine eigen Wohnung auf jeden Fall voll geschäftsfähig, auch wenn auch das Hörvermögen nicht mehr so ist. Da muss man sich schon drauf einstellen. Was in mir die kalte Wut aufsteigen lässt, dass sich auch ganze Verbrechereinheiten auf Menschen wie meine Mutter eingestellt haben, ob sie nun Kaffeefahrten, Sofortgewinne oder sonst was anbieten.

Auch beliebt und grade wieder aktuell: die offizielle Masche. Ein auf GEZ gestyltes Anschreiben, in dem ihr erklärt wird, dass sie – obwohl vorher befreit – jetzt Gebühren zahlen müsse. Meine alte Dame war total sauer auf die Masche reingefallen zu sein. „Niemand hat davon gewarnt, nicht mal in den Nachrichten, erst jetzt in der Zeitung.“ In ihrer Vorstellung ist das so was von unredlich. Das macht man nicht. Das mag naiv sein, aber was die andere Seite abzieht, ist einfach schäbig. Ich verstehe, dass eine erwachsen Frau nicht wegen jedem Brief, den sie kriegt, Ihre Kinder bemühen möchte. Das meiste wirft sie eh direkt weg. Ich versteh, dass sie keinen Zugang zu den ausgefuchsten Gaunereien hat und sich mit Photoshop nicht auskennt. Geschenkt.

Was ich erstaunlich finde, dass irgendjemand Kenntnis darüber zu haben scheint, dass meine Mutter eine Gebührenbefreiung hat oder , fast noch besser, dass es sich gar lohnt, einfach mal alle über 80 anzuschreiben. Ein paar werden schon zahlen. Da kann man nichts gegen machen. Zumindest nicht solange man es nicht unterbinden will. Dass ich sie davor nicht schützen kann, macht mich traurig und wütend.

Crisis, what Crisis

12. März 2013 at 23:18

Mehr Milliardäre denn je. Wie geht das? So mitten in der Krise.

Dass Aktienkurse steigen müssen, versteht jedes Kind. So läufts Business. Dass auch am Abschwung verdienent wird, überrascht schon eher. Hausse und Baisse, Bullen- und Bärenmarkt nennen Börsianer das. Klingt niedlich, verschleiert aber, dass auf dem Börsen-Parkett auf Gewinner und Verlierer gesetzt werden kann. An der aktuellen Krise wird verdient, und zwar im großen Stil. Ganz vorn, Banker, Investmentleute etc., auch Politiker, die mit einem Reihenhaus in einem Hamburger Vorort nicht mehr so zufrieden sind und heute nach dem Amt schneller die Seiten wechseln, als ein Lämmchen mit dem Schwanz wackeln kann. „Agenda Gerd“ arbeitet ja nicht nur beim lupenreinen Demokraten Putin, er ist auch  Berater der Rothschild-Gruppe.

Überall kann man nachlesen, dass es DA immer mehr geworden ist, seit der Raubzug names Globalisierung gestartet wurde. Trotz Krise. Eigentlich wegen? Waffen gehen wie geschnitten Brot und das, ja Nahrung allgemein, wird immer teuerer, weil man so toll den Schnitt machen kann mit Spekulation, Verknappung, Angst. Hol dir die Deals. Die Krise der Bürger ist keine Krise der Eliten. Für einen kleinen Kreis ist sie das genialste Tischlein-deck-dich seit Erfindung des Krieges, ein föderaler Rückbau unserer Gesellschaft.

Die schon fast alles haben, strecken die gierigen Finger auch nach dem Rest aus. Und diese tolle Geschäftsidee wird uns via Medientrommelfeuer als unsere Krise verkauft. Das Volk hat kein Brot, sollen sie doch Kuchen essen. Und vor allem buckeln, die Schnauze halten und brav glauben, dass die Krisengewinnler, diese schon beenden werden. Für UNS. Weil die so gerne teilen. Weil mit der Gier auch die soziale Verantwortung wächst. Weil die UNS alle so lieb haben.